Dienstag, 10. April 2018

Angi: "Es war eine traumatische Erfahrung"

Angi hat die Festhaltetherapie als Kind erlebt und fordert: Jirina Prekop muss die Verantwortung für das durch sie entstandene Leid übernehmen. Heute ist Angi 40 Jahre alt, selbst im therapeutischen Bereich tätig und Mutter zweier Kinder. Rückblickend spricht sie von einer traumatischen Erfahrung.

Am 9. April 2018 schrieb sie mir folgende Mail:

"Lieber Oliver,
ich heiße Angi und kam auch in das Vergnügen der Festhaltetherapie nach Frau Prekop. In mir werden durch den Artikel in der Zeitung sehr ungute Gefühle geweckt und ich meine auch eine „Macke“ diesbezüglich davon getragen zu haben. Für mich war die Methode als Kind völlig ungeeignet und ich würde dies Frau Prekop und den praktizierenden Therapeuten gerne mitteilen: Es war eine traumatische Erfahrung und ich rate davon ab!


Ich mache heute selbst eine psychologische Ausbildung, im Rahmen dessen zusätzlich eine Art Therapie, und kann mittlerweile gut darüber reflektieren. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch geblieben oder geworden und die Gestaltung von Nähe und Distanz ist mir ein hohes Gut.

Gibt es eine Möglichkeit Frau Prekop mit den Spätfolgen Ihrer Methode zu konfrontieren? Gerne würde ich ihr meine Wut über die erlebte Ohnmacht mitteilen!

Du kannst das gerne veröffentlichen, gerne unter ANGI aber ansonsten bitte anonym!
Danke und alles Gute dir!

Liebe Grüße
Angi"



Auf Nachfrage erzählte sie noch mehr. Hier ein Auszug aus ihrer darauf folgenden Mail:

"(...) Hinweis: Ich wurde ansonsten absolut gewaltfrei erzogen!

Mein Vater versuchte, nachdem er die Vorträge von Frau Prekop gehört hatte und die Bücher gelesen hatte, mich festzuhalten und mich mit seinem Gewicht am Boden zu halten. Meine Mutter sah zu - ihr war dabei augenscheinlich nicht ganz wohl. Ich tobte mit all meiner Kraft als 8-10 Jährige und hatte keine Chance gegen diese Übermacht an Körpergewicht. Ich weinte danach bitterlich und suchte bei meiner Mutter Schutz. Wie lange, wie oft und in welchem Zusammenhang dies geschah weiß ich heute nicht mehr - jedoch reagiere während ich dies schreibe mit einem Erschaudern/Gänsehaut und der ähnlichen Empörung wie damals. Die Erinnerung ist derart lebendig, dass ich empfinde, es geht hier um eine traumatische Erfahrung! 

Ich war ein freiheitsliebendes Kind und bin es bis heute als erwachsene Frau und Mutter. Und mein Kind erträgt es ebenso überhaupt nicht, im Zorn festgehalten zu werden - ich respektiere dies und gebe Ihr den Raum, bin bei ihr und halte meine Hand auf Ihren Körper um zu sagen: Ich bin bei dir, wir stehen das zusammen durch.

Noch immer möchte ich oft die Kontrolle über Nähe und Distanz in Beziehungen und habe erst die letzten Jahre gelernt Menschen GERNE zu umarmen und RICHTIG zu umarmen.
Ich habe einen psychologisch versierten Mann (diese Beziehung besteht seit 22 Jahren), der das respektiert und gut damit umgeht. Wäre er anders, ich bin mir sicher, jede meiner Beziehungen wäre daran gescheitert!!

Ich möchte den Einfluss der Festhaltetherapie überwinden, bin im Guten mit meinen Eltern und verstehe die gute Absicht - Allerdings sind wir auch für unsere WIRKUNG verantwortlich! Ich würde mir wünschen und fordere von Frau Prekop, dass sie auch diese Verantwortung für dieses Lebenswerk übernimmt. Eine Verantwortung, zu der es gehört, Anleitung dazu gegeben zu haben Kinder traumatisiert zu haben."
 
Zur Frage, ob man Jirina Prekop die Meinung geigen kann: Auf www.prekop-festhalten.de sind Kontaktdaten zu finden. Allerdings hat sie sich in den vergangenen vier Jahrzehnten als kritikresistent erwiesen.
 
Mehr Erfahrungsberichte gibt es in meinem E-Book "Festhaltetherapie: Dein Wille breche": festhaltetherapie-stoppen.blogspot.de/2018/03/ebook-dein-wille-breche.html